Das ist er
nun. Mein erster Blog-Eintrag. Von der berühmten Angst vor dem weißen Blatt ist
nichts zu spüren, aber ein wenig aufgeregt bin ich schon. Man weiß ja auch
nicht, wohin ein solch kleiner Post führen kann. Aber dazu vielleicht ein
andermal…
Man muss
sich Zeit nehmen. Für sich und Dinge, die einem wichtig sind. Diese einfache
kleine Erkenntnis steht am Ende eines anstrengenden Jahres, in dem ich weder
meine Arbeit, noch mich sonderlich mochte. Und da die Arbeit auch noch gefühlt
24h des Tages einnahm und mich am Wochenende Gedanken an selbige quälten, blieb
für schöne Dinge keine Zeit.
Um eine
Erfahrung und einen neuen, tollen Job reicher mag ich mich wieder mehr und
behandle mich dadurch auch besser. Mit großer Begeisterung mache ich mich an
neue Sportarten, Kochrezepte und vor allem DIY-Ideen. Dabei habe ich mich in
dieser Hinsicht, insbesondere bei Handarbeiten immer für ziemlich untalentiert
gehalten. Fasziniert haben mich Stricken & Co. aber schon längst. Man
stelle sich vor, aus zwei Nadeln und ein bisschen Garn können die tollsten
Dinge entstehen.
Ich liebe
kreative Kleidung, insbesondere „Vintage“. (Wenn ich mich gegen diesen
Modebegriff auch etwas sträube, ich finde es toll, wie Modelle der 50er, 60er
und sogar 20er wieder hervorgekramt und aufgehübscht werden.) Schaut ihr auch
die Serie „Mad Men“? Ich habe vor kurzem damit angefangen und die Outfits,
Frisuren und das Make Up sind einfach zum niederknien. Was mich auch gleich zum
nächsten Thema bringt, Feminismus.
Die
Feminismusdebatte scheint im DIY-Kosmos fast unvermeidbar, überall machen sich
Frauen Gedanken, ob sie sich mit dem Rollenklischee der nähenden, strickenden
und kochenden Frau auch politisch rückwärts richten. Bisher weisen alle, deren
Blogs ich bisher gelesen habe entschieden zurück, was ich verstehe. Aber ich
denke, das Problem hat eine differenziertere Betrachtung verdient.
Mit der
klassischen Gendertheorie, nach denen das Geschlecht anerzogen ist und die
Sozialisierung die Unterschiede im Rollenverhalten von Männern und Frauen festlegt
(Sorry an alle Genderwissenschaftler für diese ungenügende Zusammenfassung),
lassen sich Handarbeiten und ein aufgeklärtes, gleichberechtigtes Frauenzimmer
wahrscheinlich schlecht in Einklang bringen. Die meisten Frauen, die ich in der
Szene kennengelernt habe, sind ausgesprochen „weiblich“, entsprechen in
Kleidung, ihrer Freude an Deko, an Make-Up, oft auch an Rezepten, fast den
Frauen der 50er Jahre. Mit einem Unterschied. Dem Bewusstsein und gleichzeitig
auch Selbstbewusstsein mit dem sie dies tun. Frausein heißt heute einfach so
viel mehr als damals. Denkt ihr das nicht auch?
Dies ist
vor allem sehr schön, theoretisch haben wir so viele Möglichkeiten und offene
Türen. Andererseits heißt Frausein heute auch, Kinder und Karriere unter einen
Hut bringen zu müssen. Wahrscheinlich sind einige von euch, die wegen ihrer
Kleinen zu Hause bleiben, schon blöd angeschaut worden. Viele Frauen,
insbesondere die, deren Mütter außer Haushalt und Kinder quasi nichts kannten,
sehen es als Rückschritt an, sich wieder an „Heim und Herd“ zu ketten. Dabei
halte ich es ganz klar für einen Fortschritt, wenn Frauen und auch Männer, ohne
die Beachtung irgendeiner politischen Agenda entscheiden können, dass sie Zeit
mit ihrem Nachwuchs verbringen möchten und die Arbeit erst mal hinten
anstellen. Ich finde es auch gut, dass Frauen und Männer sich entscheiden
können, weiterzuarbeiten und ihr Kind betreuen lassen können (auch wenn die
Versorgung mit ausreichend Betreuungsplätzen leider viel zu selten eine
Selbstverständlichkeit ist, was auch an den desaströs schlechten Löhnen für
Erzieherinnen liegt). Lange Rede, kurzer Sinn: Wichtig ist doch, was die
Menschen tun möchten, nicht was auf der politischen Agenda gerade en Vogue ist.
Wie komme
ich jetzt wieder auf das Thema DIY? Mit einer sehr uneleganten Überleitung
anscheinend. Egal. Ich mache seit einiger Zeit einen Nähkurs, habe meine
grauselige Singer gegen eine großartige Brother eingetauscht und fabriziere
seitdem vor allem kleine Weihnachtsgeschenke für die Familie. Meine Ambitionen
sind allerdings so hoch, dass mir manchmal ganz schwindelig wird. Aber das muss
sicherlich so sein. An Projekten mangelt es im Moment nicht, nur eher an a) dem
Geschick, b) der Erfahrung und c) dann doch etwas der Zeit. Aber ich habe
Geduld mit mir und übe mich erst mal an Taschen und Schals.
Mein neuer
Job bringt auch längere Bahnfahrten mit sich, die sich wunderbar mit Strick-
und Häkelideen verbringen lassen. Ich habe schon gelernt, ein Ajourmuster zu
stricken, dank des tollen Buches „Stricken lernen mit elizza“, von www.nadelspiel.com, total tolles Büchlein,
das in jede Handtasche passt. Jetzt werden fleißig Pulswärmer gestrickt, bevor
ich mich an etwas Größeres wage. Fotos meiner ersten Kreationen folgen.
Auf eine
Woche voller kreativer Ideen, Näh- und Dekoprojekte und überzeugtem Weib-sein.